Hygienemanagement – „Big point“ in der Zahnarztpraxis

Den Hygienemaßnahmen wird in der Zahnarztpraxis vor allem in den letzten Jahren immer mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Spätestens seit präventive Praxisbegehungen stattfinden, haben die Praxen ihre Hygienemaßnahmen im Blick und optimieren durch Fortbildungen ihre Mitarbeiter.

Das Hygienemanagement stellt zuweilen im Praxisalltag eine Herausforderung dar. Hinter der ordnungsgemäßen Aufbereitung von Medizinprodukten stehen hohe Anforderung durch Vorschriften, Empfehlungen, Richtlinien oder DIN-Normen. Oft werden Zahnärzte von den mit Anschaffung und Umstellung verbundenen Kosten überrascht.

Im Falle einer Begehung bewertet ein Mitarbeiter der ortsansässigen Behörde den Praxisstandard und die Arbeitsweise.

Wichtig ist, dass die Mitarbeiterin welche die Begehung betreut, gut geschult ist. Sie sollte die Auflagen kennen und diese sukzessive umsetzen.

Folgendes wird bei einer Praxisbegehung gerne überprüft:

  • Ausreichend Schutzausrüstung wie z.B. stichhemmende Handschuhe, Schutzkittel, Einmalhandschuhe, Mund-Nasen-Schutz sowie Schutzbrillen sollten vorhanden sein.
  • Das Tragen von Schmuck oder künstlichen Fingernägeln ist laut RKI nicht erlaubt.
  • Eine wichtige Prüfung ist die des Aufbereitungsprozesses. Eine korrekte Validierung der Prozesse wird durch qualifizierte Fachkräfte vorgenommen. Der Vorgang der Validierung besteht aus einer Installations-, Betriebs- und Leistungsqualifikation und sollte vor der Begehung stattgefunden haben.
  • Die Hand- und Winkelstücke müssen nach jedem Patienten RKI-konform aufbereitet werden. Dabei wird unterschieden zwischen den semikritisch B und den chirurgisch genutzten kritisch B Instrumenten. Eine Wischdesinfektion ist nicht ausreichend. Nach jedem Gebrauch ist eine viruzide Innen- und Außendesinfektion erforderlich. Die chirurgischen Instrumente werden ebenfalls validiert, maschinell aufbereitet und anschließend steril verpackt. Der Prozess wird schriftlich festgehalten und muss vorgelegt werden.
  • Darüber hinaus wird auch die Sauberkeit der Behandlungseinheit unter die Lupe genommen. Schnell kann der stressige Praxisalltag dazu führen, dass der Reinigung der Einheit und der Schubladen im Zimmer nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt werden. Bei einer Begehung wird genau geprüft, welche Hygienemaßnahmen zu welchem Zeitpunkt durchgeführt werden.
  • Dokumente wie z.B ein individualisierter Hygieneplan, Arbeitsanweisungen, korrekte Validierungsunterlagen oder die Risikoklassifizierung der MP sollten vollständig vorhanden sein.

Hinsichtlich der Infektionsprävention ist es sinnvoll, dass alle Mitarbeiter auf einem aktuellen Kenntnisstand sind und diesen regelmäßig aktualisieren, um bei einer Begehung souverän aufzutreten.

Die Hygienekosten einer Zahnarztpraxis sind hoch, auch wenn die Kosten von Praxis zu Praxis variieren. Der Gesamtverbrauch von Gütern und Dienstleistungen, die in einer Praxis durch Beachtung der Hygienevorschriften benötigt werden, wird unter Hygienekosten zusammengefasst. Es wird unterschieden zwischen Hygienesachkosten und Hygienepersonalkosten. Hygienesachkosten sind z.B. Dentalwaren, Reparaturkosten, Gebühren für Validierungen, sowie Verbrauchskosten für Reinigung, Desinfektion, Pflege und Sterilisation. Hygienepersonalkosten werden durch Leistungen im Hygienebereich der Mitarbeiter der Zahnarztpraxis verursacht.

Die Gesamtkosten für Hygienemaßnahmen machen also einen nicht unerheblichen Teil des gesamten Kostenvolumens einer Zahnarztpraxis aus. Bricht man die Kosten für die Hygiene auf eine einzelnen Sitzung herunter, dann wird schnell klar, dass gerade bei Kurzbehandlungen eine Kostendeckung allein aufgrund der Hygienekosten nicht möglich ist. Eine hohe Patientenfrequenz pro Tag ist demnach unwirtschaftlich. Der hygienische Aufwand für die Vor- und Nachbereitung des Behandlungszimmers ist für die kurze Behandlung nicht viel geringer als für eine Präparation. Insbesondere Routinekontrollen und Nachbehandlungen sind jedoch ebenso wichtig und müssen auch einwandfrei durchgeführt werden. Der Zahnarzt sollte allerdings darauf achten, dass es wirtschaftlich sinnvoll ist, eine Balance zwischen kurzen und langen Behandlungen herzustellen.

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